Am Sonntag, 22. Mai nachmittags, konnte man im Landschaftsschutzgebiet des Wiener Praters beim Heustadlwasser aus der Baumkrone einer mächtigen, alten Weißpappel das laute Gezwitscher von Jungspechten, die hungrig auf die Fütterung der Eltern gewartet haben, hören.
Bei genauer Beobachtung konnte man immer wieder das Anfliegen der Spechteltern betrachten. Die Bruthöhle selbst war nicht genau auszunehmen, da sie zu hoch oben in der Baumkrone war. Für einen Tier- und Naturliebhaber aber ein wunderschönes Erlebnis.
Diesem alten Baum und auch den darin lebenden Spechten war aber kein langes Leben mehr beschert.
Am Mittwoch Vormittag, 25. 5., wurde er von Arbeitern der MA 42, Abteilung Freudenau, gefällt und hat dadurch eine riesige Schneise in den Auwald geschlagen.
Am Nachmittag des Mittwochs herrschte rund um den gefällten Baum Totenstille. Kein Vogellaut war mehr zu hören. Wenn also die Jungspechte nicht inzwischen flügge waren, so
sind sie entweder in den Trümmern des Baumes ums Leben gekommen, oder wurden von Wildtieren gefressen.
„Ein Augenzeuge – Name der Redaktion bekannt – konnte die Fällung des Baumes beobachten und hat Folgendes berichtet:
„Zunächst waren sich die Arbeiter uneinig, ob sie den Baum wirklich fällen sollen. Haben Sie vielleicht doch auch die jungen Spechte bemerkt? Erst nach einem Rückruf erschien nach einiger Zeit ein Vorgesetzter von der MA 42 und Befahl den Baum zu fällen.”
Nach der Fällung stellte sich heraus, dass der Baum vom Stamm her völlig gesund war und nur in der Baumkrone hohle Äste waren, wo sich die Bruthöhlen der Spechte befanden. Der Baum stand auch einige Meter abseits des Gehweges im Auwald und es war mit Sicherheit
zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr in Verzug um den Baum zu fällen.
Aber offensichtlich ist es so, dass es gilt ein gewisses Plansoll an Schlägerungen, ohne Rücksicht auf Brutzeiten von Tieren und ohne Rücksicht auf den Landschaftsschutz,
durchzuführen. Man kann das im Wiener Prater leider immer wieder beobachten und fragt sich warum auch offensichtlich gesunde Bäume geschlägert werden?
Da die Fällung dieses Baumes auch schon in Artikeln in anderen Zeitungen (die aber teilweise unrichtig waren) erwähnt wurde, konnte man auch eine Stellungnahme von Umweltstadträtin Ulli Sima lesen.
„Marlene Auer, Sprecherin der zuständigen Stadträtin Ulli Sima beruhigt: Die Mitarbeiter der MA 42 haben sich davon überzeugt, dass keine Jungvögel im Baum waren.”
Wenn Sie, geschätzte LeserInnen, villeicht nicht ganz von dieser Stellungnahme überzeugt sind und wissen wollen warum um diese Jahreszeit Bäume gefällt werden,
dann wenden Sie sich doch mit der Bitte um Auskunft an die
MA 42 Wiener Stadtgärten
Prater Hauptallee 2, 1020 Wien
Tel. +43-1/4000 42312
Fax +43-1/4000 99 42312
www.wien.gv.at
Gerhard Stangl
1030 Wien